01
Sep
2023

Lebendige Bergwerkgeschichte auf der Zeche Hugo

> Lebendige Bergwerkgeschichte auf der Zeche Hugo

Zwischen damals und heute


Die inzwischen rostigen Streben fest im Boden verankert, ragt der alte Förderturm imposant in den Himmel. Die alte Zeche Hugo ist auch über 20 Jahre nach ihrer Schließung noch immer für so manchen ein Stück Heimat. Einer von ihnen ist Klaus Herzmanatus. Gemeinsam mit dem Trägerverein Hugo Schacht 2 e. V. hat der gelernte Grubenelektriker in dem ehemaligen Zechengelände Hugo am Schacht 2 einen Ort geschaffen, an dem die Bergwerkgeschichte lebendig bleibt.

Geburt einer Zeche
Die Geburtsstunde der Zeche Hugo lässt sich auf den 24. März 1873 datieren. Auf den Feldern, die sich im Besitz von Hugo Honigmann befanden, wurde nach Genehmigung des Gemeinderates das Steinkohlebergwerk „Hugo“ gegründet. Am 1. Mai 1873 wurde der erste Spatenstich des Schachtes Hugo 1 getätigt. Im Winter 1882 folgte das sogenannte Abteufen des Schachtes 2. Während der Schacht 2 in die Tiefe getrieben wurde, wuchs die Zeche weiter. Später sollte sie bis zu zehn Schächte umfassen, aus denen in unterschiedlichen Tiefen Steinkohle gefördert wurde.

Arbeitsplatz für Tausende
Der durch den Krieg steigende Bedarf an Steinkohle lässt das Ruhrgebiet zu einem Industriegebiet werden und gibt vielen Menschen einen Arbeitsplatz. Mit 10.000 Beschäftigten sind die beiden inzwischen zusammengelegten Bergwerke Zeche Ewald und Hugo längst kein kleines Bergwerk mehr. Die durch den Strukturwandel bedingte sinkende Nachfrage nach Kohle setzte Ewald-Hugo ein Ende. Als im Jahr 2000 mit der Schließung das Ende der Zeche Hugo als letzte Zeche in Gelsenkirchen besiegelt wird, befürchten viele Bergleute ins sogenannte „Bergfreie“ zu fallen. Wie Kumpel die betriebsbedingte Kündigung nennen. Die harte körperliche Arbeit ist bis dato immer noch die Lebensgrundlage für viele Menschen. Und sie hat ihre Spuren hinterlassen: Körperlicher Verschleiß, Verletzungen und das Alter lassen Zweifel bei den Bergleuten aufkommen, einen neuen Job zu finden.

Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Die Zeche wirkt heute auf den Besucher wie eine Mischung aus einem Museum, einer Schrebergartenanlage und einem alten Bergwerk. In liebevoller Kleinarbeit sind von den Mitgliedern des Trägervereins Teile der Zeche restauriert worden. In einem Teich tummeln sich Kois, aus der ehemaligen Fördermaschinenhalle, in der immer noch die großen Trommeln mit den Stahlseilen stehen, ist ein Veranstaltungsort geworden. Hier stehen neben Grubenlampen auch andere Ausrüstungsgegenstände aus der Zeit des Bergwerks. Die Schachtschatzkammer ist Klaus Herzmanatus ganzer Stolz. Neben unzähligen Trikots von Schalke, tummeln sich Fußballschuhe und Bilder von Schalkern, die unter Tage waren, in Schaukästen.

Schicht im Schacht
Als ehemaliger Grubenelektriker hat Klaus Herzmanatus sein Herz längst an Hugo verloren und weiß, dass die Kumpel mit der Schließung nicht nur ihren Arbeitsplatz verlieren sondern auch ein Großteil der Geschichte und Kameradschaft untereinander verloren gehen wird.  Am 28. April 2000, als seine Kumpels zur letzten Schicht aufbrechen, ist ein Großaufgebot an Menschen anwesend, um der Zeche die letzte Ehre zu erweisen. Unter ihnen ist auch der damalige Ministerpräsident Clement. Am Ende steigen 3000 schwarze Luftballons in den Himmel auf. Einer für jeden Kumpel, der seinen Arbeitsplatz auf der Zeche durch die Schließung verloren hat. Als der ganze Trubel vorbei ist, fährt Klaus Herzmanatus zur Halde und lässt seinen Gefühlen freien Lauf. Die Steinkohleära hat nach über 150 Jahren ein Ende gefunden.

Eine Heimat
Was einst den Wohlstand von Buer sicherte, ist zu einem Stück Industriekultur geworden, denn Kohle gefördert wird hier seit Jahren nicht mehr.Ein Turmfalkenpärchen nistet seit Jahren hier. Es hat längst ein dauerhaftes Revier in dem alten Förderturm gefunden. Ihnen gefällt es auf der stillgelegten Zeche genauso gut wie Klaus Herzmanatus.

(jhu)