23
Feb
2017

Kinder als Radfahrer

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Kinder beginnen heute mit ca. 4 Jahren Fahrrad zu fahren, und bereits 90% der Fünfjährigen besitzen ein Fahrrad. Das Fahrrad dient als Transportmittel, häufiger aber auch als Spiel-, Freizeit- und Sportgerät. Radfahren im Straßenverkehr ist eine sehr komplexe Aufgabe. Um sie zu bewältigen, sind eine Reihe von Fähigkeiten erforderlich:
 motorische Fähigkeiten: Beherrschung des Fahrrades, Bremsen, Kurvenfahren, Spurhalten etc.,
• verkehrsbezogene Fähigkeiten: Orientierung im Straßenverkehr, Verkehrswissen und -verständnis, Beachtung der anderen Verkehrsteilnehmer,
Reaktionsfähigkeit: Ausweichen bei Hindernissen,
Beachten akustischer Signale, Stoppen bei Gefahren.
Da jüngere Kinder meist große Schwierigkeiten in der Bewältigung dieser Anforderungen haben, wird von einigen Verkehrsexperten ein Verbot des Radfahrens auf öffentlichen Straßen und Plätzen für Kinder unter 8 Jahren gefordert. So ist in Deutschland Kindern unter 8 Jahren das Radfahren nur auf dem Gehweg erlaubt.
Ein Radfahrverbot wird aber die Probleme nicht lösen, vielmehr sollte man sich darüber Gedanken machen, wie durch Übung, Training und Gelegenheit zur Aneignung der noch nicht vorhandenen Kompetenzen die Voraussetzung für die Bewältigung der Anforderungen geschaffen werden können. Im Stadtverkehr werden jüngere Kinder sicherlich beim Radfahren noch überfordert sein, und es wird von den örtlichen Verhältnissen abhängen, wann Eltern gemeinsam mit ihren Kindern eine Radtour unternehmen können. Auf dem Land und auf Radfahrwegen wird es bei entsprechenden praktischen Erfahrungen und motorischen Fähigkeiten Kindern aber auch bereits vor dem 8. Lebensjahr möglich sein, selbstständig Rad zu fahren. Wie wäre auch sonst die Lücke zwischen der Mitnahme des Kleinkindes im Fahrradsitz der Erwachsenen und dem selbständigen Fahren ab 8 Jahren zu schließen? Soll etwa für eine Zeit von 3 bis 4 Jahren das Radfahren gar nicht mehr erlaubt sein?
Mit Verboten werden die Probleme nicht gelöst werden können, wohl aber mit Übungs- und Erprobungsmöglichkeiten für Kinder. Die Fähigkeit zum situationsangemessenen Radfahren reift eben nicht mit zunehmendem Alter automatisch heran, sondern entwickelt sich durch ständige Übung und Fahrpraxis.
So zeigte eine Untersuchung zur Motorik des Radfahrens bei Kindern von 7 bis 10 Jahren, dass Kinder aus ländlichen Gebieten in einem Fahrradparcours besser abschnitten als diejenigen aus einer Großstadt. Nach einem zeitlich begrenzten Übungsprogramm hatten sich die Stadtkinder, die insbesondere Defizite hinsichtlich der Gleichgewichtsfähigkeit aufwiesen, erheblich verbessert.
Die gängige Praxis der Jugendverkehrsschule, in den 4. Klassen der Grundschulen Radfahrtraining und abschließend eine Fahrradprüfung durchzuführen, setzt zu spät ein, wenn man bedenkt, dass bereits 90% der Fünfjährigen ein Fahrrad besitzen.