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Im Interview mit einem Sammler historischer Bilder
Karlheinz „Kalle“ Weichelt ist leidenschaftlicher Sammler und liebt „seinen“ Stadtteil Schalke. Der gelernte Sportfachverkäufer, der 42 Jahre bei thyssenkrupp Electrical Steel als technischer Angestellter in der Qualitätsstelle beschäftigt war, ist stolzer Vater und Opa. Er engagiert sich ehrenamtlich für das Institut für Stadtgeschichte und den FC Schalke 04 und verbindet sein Hobby so mit dem Nützlichen. Inzwischen unterstützt Kalle unser Magazin mit Fotos für unsere Rubrik „Historisches Gelsenkirchen“ und ist ein Freund der Redaktion. 4 Familii hat ihn zuhause besucht und ein bisschen in Erinnerungen geschwelgt.
Kalle, du bist leidenschaftlicher Sammler zum Thema Gelsenkirchen und insbesondere Schalke. Wie hat das alles angefangen?
Ich habe früher lange Zeit Autogramme gesammelt. Irgendwann Ende der 1980er-Jahren war ich mit meinem Sohn Danny auf einem Antik- und Sammlermarkt in den Dortmunder Westfalenhallen. Da hatte er dann zwei alte Ansichtskarten vom alten Bahnhof Gelsenkirchen in der Hand. Im ersten Moment habe ich dann noch gefragt, was wir damit sollen und bin gegangen. Keine fünf Meter weiter bin ich dann plötzlich stehen geblieben und wieder umgedreht. Von da an war meine Sammelleidenschaft zum Thema Gelsenkirchen geboren. Ich habe in der Folge alles gesammelt, was einen Bezug zu Gelsenkirchen hatte. Ansichtskarten und Andenken wie Porzellan, Sammellöffel etc. – bis mir das alles zu viel wurde. Eine Endgültigkeit gibt es bei dem Thema nämlich nicht. Über die Jahre und Jahrzehnte wurden unzählige Motive veröffentlicht, die heute kein Katalog vollständig erfassen könnte. Deshalb konzentriere ich mich seit vielen Jahren überwiegend auf „meinen“ Stadtteil Schalke. Natürlich bin ich weiterhin Jäger und Sammler. Wenn ich irgendwo Ansichtskarten oder Fotos ohne Schalke-Bezug sehe, nehme ich die natürlich auch sehr gerne. Dann habe ich wieder etwas Tauschmaterial, um meine Sammlung zu erweitern.
Mit der Zeit hast du dann angefangen, deine Schätze auszustellen. Wie fing das an? Wie läuft so etwas ab?
Das ist richtig. Die erste kleine Ausstellung hatte ich damals in Rotthausen in der Sparkasse. Dann ging es weiter in der evangelischen Kirche in Schalke und anschließend in der Pfarrkirche St. Joseph. Zwischenzeitlich habe ich als großer Filmfan noch eine Ausstellung über Heinz Rühmann zu dessen 100. Geburtstag in der Sparkasse an der Glückauf-Kampfbahn veranstaltet. Schließlich hatten wir eine große Ausstellung im Industrie-Club Friedrich Grillo. Verantwortlich dafür war der spätere Stadtrat Dr. Christopher Schmitt. Zusammen mit Thomas Such (Tom Angelripper), Michael Weiser, Volker Bruckmann und einigen anderen zeigten wir Bilder aus allen 16 Stadtteilen Gelsenkirchens. Die Resonanz war riesig. Es war ein voller Erfolg. Besonders gefreut habe ich mich über die Möglichkeit, meine Exponate im Museum des FC Schalke 04 präsentieren zu können. Dort habe ich nicht nur Ansichtskarten ausgestellt, sondern alles Mögliche, was mit dem alten Gelsenkirchen zu tun hat. Porzellan, Sammellöffel, Sammeltassen, Gläser, Aschenbecher, Flaschenöffner und weitere Dinge fanden dort großen Anklang.
Du hast später noch einen Schritt weiter gemacht und bist unter die Autoren gegangen. Wie kam es dazu?
Genau. Das war 2010. Ich hatte damals das Glück, dass viele Ur-Schalker noch lebten. Die alteingesessenen Familien Stein, Bauer und Büscher sowie Einzelpersonen wie Max Westermann und Günter Knura haben als Zeitzeugen gedient und mir das Schreiben erleichtert. Zudem wurde ich vom ehemaligen Stadtplaner Dr. Lutz Heinemann geschichtlich unterstützt. Er war mir bei der Lokalisierung und Beschreibung verschiedenster Motive eine große Hilfe. Das Buch mit dem einfachen Titel „Schalke“ war ein voller Erfolg, auch weil ich es im bereits angesprochenen Industrie-Club Grillo präsentieren durfte. Ähnlich lief es dann bei meiner zweiten Veröffentlichung im Jahr 2013. Für diese bin ich über Umwege an viele alte Bilder gekommen, welche die Grundlage für „Schalke in alten Bildern“ darstellten.
Das Ehrenamt ist dir ein besonderes Anliegen. Von deiner Arbeit profitieren das Institut für Stadtgeschichte und der FC Schalke 04 enorm. In welcher Art und Weise bist du dort aktiv?
Die Zusammenarbeit mit dem Institut für Stadtgeschichte, aktuell mit der Mitarbeiterin Claire Duwenhögger, läuft inzwischen seit über zehn Jahren. Das Ganze fing an, als ich regelmäßig ins Archiv der Stadt Gelsenkirchen ging, um beispielsweise Adressen von Gebäuden auf alten Motiven zu recherchieren. Mit der Zeit kam ich immer mehr mit den Mitarbeitern ins Gespräch und es entstand die Idee, die riesigen Fotobestände zu digitalisieren. Begonnen habe ich dann mit dem sogenannten „Bestand Rotterdam“, welcher 15000 Fotos des Pressefotografen Hans Rotterdam aus der Feldmark umfasste. Diese Bilder werden bis heute auf Vorträgen über die Geschichte Gelsenkirchens gezeigt. Mittlerweile komme ich auf knapp 130000 Fotos, die ich digitalisiert habe und mit Informationen zu Ort und Zeit versehen habe. Diese Informationen stammen allerdings nicht alle von mir persönlich, sondern aus einem kleinen Freundeskreis. Ingo Weichelt, Claus Sybrecht und Michael Westphal stürzen sich auf diese Detektivarbeit und ordnen die Bilder zu. Im Laufe der Zeit entstand schließlich der Kontakt zum FC Schalke 04, in Person von Sebastian Pantförder und Frau Dr. Christine Walther. Motive, die beim Digitalisieren eindeutig dem S04 zugeordnet werden können, kommen anschließend ins vereinseigene Archiv. Inzwischen wurde ich von der Stadt mit der besonderen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Meine Motivation ziehe ich aus der mir entgegengebrachten Wertschätzung und Dankbarkeit.
Möchtest du abschließend noch etwas sagen?
Ich bin immer auf der Suche nach seltenen Ansichtskarten oder altem Fotomaterial. Wenn jemand etwas für mich hat, immer her damit.
Foto: Sascha Franz