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Der Wald ist in den letzten Jahren wieder vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. In Zeiten von Klimawandel, Erderwärmung und Betonwüsten wird die Wichtigkeit von Wäldern immer größer. Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Natur zu schützen und Naherholung zu fördern. In der Resser Mark betreibt er zu diesem Zwecke den Forststützpunkt Emscherbruch. Bis zum 19. Jahrhundert war der Emscherbruch eine sumpfige Wald- und Wiesenlandschaft. In der Folge wurde das Gebiet stark vom Bergbau geprägt. Die Zechen Bismarck, Ewald und Unser Fritz waren für Bergsenkungen verantwortlich, die die heutige Fläche formten. Im Jahr 1968 kaufte der RVR das 258 Hektar große Land von der Deutschen Erdöl AG, welches das heutige Naherholungsgebiet sowie die Zentraldeponie umfasst. Förster Matthias Klar ist für die RVR-Waldgebiete im zentralen Ruhrgebiet verantwortlich. 4 Familii hat ihn im Forststützpunkt Emscherbruch begleitet und über seinen Beruf und den Wald gesprochen.
Was ist Ihre Aufgabe als Förster? Wie wird ein Wald beforstet?
Die Hauptaufgabe eines Försters ist die Bewirtschaftung und Pflege von Waldflächen und deren Einrichtung unter dem Ziel der Nachhaltigkeit. Grundlage hierfür bietet ein Forsteinrichtungswerk. Es bildet das gesetzliche Fundament, das sich aus dem Bundeswaldgesetz und dem Landesforstgesetz ergibt. Grundsätzlich lässt sich vereinfacht sagen: es wird nur so viel Holz geerntet, wie auch jährlich nachwächst. Der Regionalverband Ruhr ist der kommunale Waldbesitzer. Er hat sich zum Ziel gesetzt, seine Waldungen unter den Gesichtspunkten Naherholung und Naturschutz zu pflegen. Der Förster setzt diese Ziele dann um. Dabei arbeitet man möglichst mit dem, was einem die Natur zur Verfügung stellt. Das Einkaufen von Forstpflanzen, also dem künstlichen Einsetzen von Bäumen, wird so möglichst vermieden. Was viele nicht wissen, 70 % der Zeit sitze ich im Büro oder im Auto und verbringe demnach gar nicht allzu viel Zeit im Grünen.
Warum ist das Fällen von Bäumen überlebenswichtig für den Wald?
Insbesondere in stadtnahen, parkähnlichen Wäldern wie hier im Emscherbruch müssen kranke und abgestorbene Bäume schnell gefällt werden. Dies betrifft vor allem Bäume, die in der Nähe von Wegen stehen. Das Risiko für Waldbesucher ist aus Gründen der Verkehrssicherung einfach zu hoch. Durch herabfallende Äste oder umstürzende Bäume können Waldbesucher verletzt werden. Des Weiteren sind Durchforstungen für den Erhalt eines gesunden Waldes unabdingbar. Darunter versteht man die Entnahme von beispielsweise schlechtwüchsigen Bäumen, um Platz für den übrigen Baumbestand zu schaffen. Durch den vergrößerten Wuchsraum gewinnen die Bäume an Stabilität. Gleichzeitig fallen mehr Licht und Niederschlag in der Vegetationsperiode (Sommer) auf den Boden. Dann haben junge Keimlinge, die aus Eicheln und Bucheckern entstehen, eine Chance zu überleben. Es entsteht durch sie die nächste natürliche Waldgeneration.
Der Reduktionsabschuss von Wild ist ebenfalls eine Voraussetzung für einen gesunden Wald. Warum ist dieser so bedeutsam?
Die Bejagung des im Emscherbruch vorkommenden Rehwildes ist eine wichtige Aufgabe des Försters und seiner Jagdgäste. Der Wald verträgt nur eine gewisse Zahl an Rehwild. Ein zu hoher Wildbestand führt zu Schäden an den jungen Forstpflanzen. Die aufgeforsteten Flächen können nur wachsen und gedeihen, wenn sie in Ruhe gelassen werden. Gleiches gilt für die natürlich aufkommende Waldverjüngung. Da gilt es, eine gesunde Balance zwischen Wald und Rehwildbestand zu finden. Alles unter dem Motto „Wald mit Wild“.
Wie hat sich die Arbeit eines Försters in den letzten Jahren verändert – hauptsächlich im Hinblick auf den Klimawandel?
Die Öffentlichkeitsarbeit ist für einen Förster immer wichtiger geworden. Die Vermittlung der Relevanz von Wäldern in Bezug auf die Naturschutzleistungen wird immer elementarer. In Zeiten des Klimawandels ist der Luftmassenaustausch zu den angrenzenden Wohngebieten eine zentrale Aufgabe des Waldes. Zudem ist er ein bedeutender Wasserspeicher. Ich denke noch immer mit Schrecken an 2018, als der Hochsommer eigentlich schon im April begann. Aufgrund der monatelangen Dürre sind viele Altbestände an Bäumen geschädigt oder teilweise komplett abgestorben. In meinem Revier waren speziell Buchen betroffen. Folglich musste neu aufgeforstet und der Wald umgebaut werden. Zukünftig wird das Gebiet von Baumarten wie Traubeneiche, Hainbuche, Esskastanie, Flatterulme, Winter- und Sommerlinde geprägt sein. Ziel ist es, einen artenreichen Wald heranzuziehen, der dem Klimawandel gewachsen ist.
Wie können unsere Leserinnen und Leser dazu beitragen, die Wälder zu schützen und nachhaltig zu nutzen?
Das ist eigentlich ganz einfach. Es müssen nur ein paar Spielregeln eingehalten werden. Bleiben Sie auf den Wegen. Halten Sie Ihre Hunde an der Leine. Zeigen Sie Rücksicht auf Mensch und Natur. Genießen Sie einfach den Wald und vermeiden Sie, Flora und Fauna zu stressen. Und meine dringlichste Bitte: Nehmen Sie Ihren Müll wieder mit! Müll, vor allem gewerblicher, ist in den letzten Jahren zu einem ganz großen Problem geworden. Durch die Nähe zur Autobahn werden hier teilweise ganze Lkw-Ladungen an alten Reifen oder Ähnlichem abgekippt. Meine Mitarbeiter kommen sich manchmal vor wie Müllwerker.
Foto: Pixabay