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- Dienstag, 17. August 2021
Hilfe richtig annehmen – und gekonnt ablehnen
Menschen mit MS brauchen Unterstützung, wollen aber auch selbstständig bleiben
(djd). Hilfe kann stark machen, unterstützen, ja sogar aus großer Not retten. Doch zu viel davon kann auch in Bevormundung und Überbehütung münden. In diesem Spannungsfeld finden sich gerade Menschen mit Multipler Sklerose (MS) häufig wieder. Denn einerseits können die Symptome der Krankheit wie Fatigue, Sehstörungen sowie kognitive und motorische Einschränkungen die Bewältigung des Alltags erschweren und Unterstützung notwendig machen. Andererseits möchten sich Erkrankte ihre Selbstständigkeit bewahren und von ihren Angehörigen auf Augenhöhe wahrgenommen werden. Es gilt also, das richtige Maß zu finden und auch zu kommunizieren.
Grenzen kennen und kommunizieren
Das ist nicht immer einfach. Vielen Betroffenen fällt es sehr schwer, Hilfe anzunehmen, auch wenn sie eigentlich erforderlich wäre. Angehörige fühlen sich dann oft schroff zurückgewiesen und reagieren mit Unverständnis und Ärger. Die eigenen Grenzen anzuerkennen und sich nicht zu schämen, manchmal auf andere angewiesen zu sein, ist deshalb für Menschen mit MS sehr wichtig. Umgekehrt ist es völlig in Ordnung, unerwünschte Hilfe oder Überbehütung zurückzuweisen. Damit das ohne Kränkungen und Missverständnisse funktioniert, rät die als Coach tätige Diplom-Sprechwissenschaftlerin Cäcilie Skorupinski auf dem Internetportal ms-begleiter.de, zunächst auf den anderen einzugehen und dann die eigene Sicht zu schildern, etwa: „Vielen Dank, es ist lieb, dass du mir helfen willst, aber ich möchte das lieber selber machen, um in Übung zu bleiben.“ Der nächste Schritt ist dann, generelle Absprachen zu treffen: „Es wäre nett, wenn du mir nur dann hilfst, wenn ich gezielt darum bitte.“
Fachleute ins Boot holen
Gestaltet sich die Kommunikation rund um die Erkrankung zwischen Betroffenen und Angehörigen schwierig, kann es auch sinnvoll sein, Dritte mit ins Boot zu holen. Eine Möglichkeit ist etwa, dass Menschen mit MS ihre Lieben gelegentlich zu Terminen beim Arzt oder der MS-Nurse mitnehmen, wo Probleme offen angesprochen und oft mithilfe der Fachleute besser eingeordnet werden können. Partner, Eltern und Freunde von Betroffenen sollten sich außerdem immer wieder klarmachen, dass Mitleid und Überbetreuung nicht helfen. Stattdessen gilt: Zuhören, auf Augenhöhe bleiben und nur bei Bedarf gezielt unterstützen.
Quelle Text: djd
Quelle Foto: djd/Sanofi/Getty Images/Morsa Images