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    • Dienstag, 20. Mai 2025

Anker, Angst & Abenteuer - Die Geschichte der Piraten: Zwischen Mythos, Macht und Meuterei

Piraten sind eine faszinierende Mischung aus Abenteurern, Gesetzlosen und Seefahrern. Während ihre Geschichte oft romantisiert wird, war das Leben eines Piraten alles andere als einfach. Von den antiken Seeräubern bis zu den modernen Piraten hat sich die Piraterie immer wieder gewandelt – doch ihr Mythos lebt weiter. Erfahrt mit 4 Familii mehr über die berüchtigten Seefahrer.

Was sind Piraten?

Das Wort "Pirat" stammt vom lateinischen "pirata", welches sich wiederum vom griechischen "peirates" ableitet. Es bedeutet so viel wie "Angreifer" oder "Unternehmer eines gewagten Unternehmens". Piraten waren Räuber der Meere, doch sie waren auch geschickte Seefahrer und Taktiker. Ihre Haupttätigkeit bestand darin, Handelsschiffe zu überfallen, wertvolle Fracht zu stehlen und gelegentlich ganze Küstensiedlungen auszurauben. Manche Piraten agierten im Auftrag eines Staates als sogenannte Freibeuter. Diese erhielten Kaperbriefe, die ihnen erlaubten, feindliche Schiffe im Namen einer Nation anzugreifen.
Viele Piraten schufen eine Art eigene Gesellschaft mit demokratischen Strukturen. Auf manchen Schiffen wählten die Besatzungsmitglieder ihre Kapitäne und teilten Beute gerecht auf – ein revolutionärer Ansatz in einer Zeit, in der Matrosen der Marine oft brutal behandelt wurden. Die "Piratenkodizes", wie sie etwa von Kapitän Bartholomew Roberts eingeführt wurden, regelten das Zusammenleben an Bord und stellten sicher, dass jedes Crewmitglied einen fairen Beuteanteil erhielt. Ihr berüchtigtes Image wurde über Jahrhunderte hinweg von Geschichten, Filmen und Legenden geprägt. Während sie oft als romantisierte Abenteurer dargestellt werden, waren sie in Wahrheit meist brutale Gesetzlose, die oft für ihre eigenen Zwecke handelten.

Die Geschichte der Piraterie
Piraterie gibt es, seit Menschen über das Meer Handel treiben. Bereits im 14. Jahrhundert v. Chr. gab es Berichte über Seeräuber, die ägyptische Handelsschiffe angriffen. Im antiken Griechenland und Rom waren Piraten gefürchtete Gegner, und die Römer unternahmen zahlreiche Feldzüge, um die Piraten im Mittelmeerraum zu bekämpfen. Der berühmte römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus erhielt 67 v. Chr. ein Sonderkommando zur Bekämpfung der Piraten und konnte innerhalb von nur drei Monaten Hunderte Piratenschiffe erbeuten und zur Kapitulation zwingen. Dabei ergaben sich 120 Piratenstützpunkte mit etwa 20.000 Piraten.
Im Mittelalter florierte die Piraterie erneut, vor allem in der Nordsee durch die Wikinger, die zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert zahlreiche Küstenstädte plünderten. Auch entlang der arabischen Handelsrouten und im Indischen Ozean waren Piraten aktiv. Besonders berüchtigt waren die Barbaresken-Korsaren aus Nordafrika, die zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert europäische Schiffe angriffen und Zehntausende von Menschen versklavten.
Die sogenannte "Goldene Ära der Piraten" fand zwischen 1650 und 1730 statt, insbesondere in der Karibik, vor der Küste Nordamerikas und im Indischen Ozean. Während dieser Zeit machten berühmte Piraten wie Blackbeard (Edward Teach), Bartholomew Roberts und Anne Bonny die Weltmeere unsicher. Sie griffen Handelsschiffe an, plünderten Kolonialstädte und schufen berüchtigte Piratenhochburgen wie Port Royal in Jamaika oder Nassau auf den Bahamas. Schätzungen zufolge waren während dieser Zeit über 5.000 Piraten aktiv. Einige ihrer Überfälle brachten sie zu immensen Reichtümern.

Das Leben eines Piraten - voll mit Risiken und Krankheiten
Das Leben als Pirat war keineswegs glamourös, sondern geprägt von Gefahren und Entbehrungen. Piraten mussten ständig mit Stürmen, Hunger und tödlichen Auseinandersetzungen rechnen. Zudem waren Krankheiten eine ständige Bedrohung. Skorbut, verursacht durch Vitamin-C-Mangel, war besonders verbreitet und führte zu Zahnverlust, inneren Blutungen und dem Tod. Studien zeigen, dass bis zu 50 % der Seeleute an Skorbut erkrankten. Auch Typhus, Dysenterie und Gelbfieber grassierten auf den engen, unhygienischen Schiffen und forderten zahlreiche Todesopfer.
Zusätzlich waren Piraten häufig auf der Flucht vor Marineflotten und Kopfgeldjägern. Wurde ein Pirat gefangen, drohten ihm harte Strafen – oft die Hinrichtung durch Erhängen oder sogar das Kielholen, bei dem ein Seemann unter dem Schiffsrumpf hindurchgezogen wurde. Allein zwischen 1716 und 1726 wurden über 400 Piraten öffentlich hingerichtet, um ein abschreckendes Beispiel zu setzen.


Berühmte Piratengruppen und Seefahrer

Neben berüchtigten Einzelpersonen gab es auch berühmte Piratenbünde. Die "Bruderschaft der Küste" war eine berüchtigte Gruppe von Piraten in der Karibik, die sich gegen europäische Mächte stellte. Auch die Barbaresken-Korsaren aus Nordafrika terrorisierten über Jahrhunderte hinweg das Mittelmeer.
Edward "Blackbeard" Teach
Blackbeard, mit richtigem Namen Edward Teach, lebte von etwa 1690 bis 1718. Er war ein englischer Pirat, der besonders durch seine furchteinflößende Erscheinung bekannt wurde – mit langem schwarzem Bart, der mit Zündschnüren versehen war, um seine Feinde zu erschrecken. Blackbeard führte mehrere Überfälle an Handelsschiffen in der Karibik und vor der Ostküste der USA durch. Er wurde 1718 in einer Schlacht mit der Royal Navy vor der Küste von North Carolina getötet.
Henry Morgan
Henry Morgan (1635–1688) war ein walisischer Freibeuter, der vor allem für seine Raubzüge gegen spanische Kolonien in der Karibik bekannt wurde. Morgan erbeutete zahlreiche Schätze und Städte und führte 1671 einen berüchtigten Überfall auf Panama City durch. Später wurde er von der britischen Krone begnadigt und zum Vizegouverneur von Jamaika ernannt.
Anne Bonny & Mary Read
Anne Bonny (1700–1782) und Mary Read (1691–1721) waren zwei der bekanntesten weiblichen Piraten der Geschichte. Beide kämpften unter dem Piratenkapitän Calico Jack Rackham in der Karibik. Anne Bonny war die Tochter eines reichen Kaufmanns und wurde für ihre Wildheit und ihr temperamentvolles Wesen bekannt, während Mary Read sich als Mann verkleidete, um sich der Piraterie anzuschließen. Beide wurden 1720 gefangen genommen, jedoch wurde Read wenig später aufgrund einer Krankheit inhaftiert und starb.
Bartholomew Roberts "Black Bart“
Bartholomew Roberts (1682–1722) war einer der erfolgreichsten Piraten seiner Zeit und bekannt für seine Fähigkeit, schnell und effektiv ganze Schiffskonvois zu überfallen. Er kaperte in seiner Karriere über 400 Schiffe, was ihn zu einem der produktivsten Piraten in der Geschichte machte. Roberts starb 1722 bei einem Kampf mit der britischen Marine vor der Küste von Liberia.


Gibt es bis heute noch versteckte Schätze und Piraten?

Viele Legenden ranken sich um versteckte Piratenschätze. Einer der bekanntesten ist der Schatz von Kapitän Kidd, der angeblich irgendwo an der amerikanischen Ostküste vergraben sein soll. Auch auf Inseln wie Oak Island in Kanada wird bis heute nach verborgenen Piratenreichtümern gesucht. Während einige kleinere Funde gemacht wurden, bleiben die großen Schätze oft nur Mythen.
Piraterie hingegen ist allerdings keineswegs nur ein Phänomen der Vergangenheit. Moderne Piraten operieren vor allem in Gebieten wie dem Golf von Aden vor Somalia, im Südchinesischen Meer oder im Golf von Guinea vor Westafrika. Im Jahr 2024 wurden weltweit 116 Piratenangriffe verzeichnet. Diese modernen Piraten nutzen Schnellboote, bewaffnen sich mit Sturmgewehren und entführen Handelsschiffe, um Lösegeld zu erpressen. Die internationale Gemeinschaft unternimmt große Anstrengungen, um die moderne Piraterie einzudämmen, doch sie bleibt eine ernsthafte Bedrohung für den Welthandel.


Text: Antonia Gersmeier