06
Jun
2016

Kindliche Phantasien

Erziehung > Kindliche Phantasien

Im Durchschnitt fangen Kinder mit vier-fünf Jahren an, zu phantasieren und den Menschen in der Umgebung etwas nicht Existierendes oder nicht Passiertes zu erzählen. Solche Geschichten können bei Erwachsenen den Eindruck einer Lüge erwecken, was das Kind beleidigt. Lüge ist eine Verzerrung der Information mit dem Ziel der Vorteilgewinnung, aber Kinder erzählen ihre Geschichte uneigennützig, nur durch den Flug der Phantasie geleitet.

Woher kommen erfundene Geschichten?


Einen Anfang für Erfindungen können bunte Träume sein, die das Kind mit der Wirklichkeit verwechseln kann. So kann es seine geheimen Wünsche offenbaren, über sie als etwas schon geschehenes erzählend (Kauf eines Spielzeugs, eine Reise usw.). Um sein Ansehen in den Augen der Gleichaltrigen zu steigern, kann das Kind über seine Familie und seine Freunde phantasieren – ihnen zum Beispiel phantasievolle Fähigkeiten zudichtend. Außerdem können sich hinter Erzählungen über seine Tapferkeit und seine Kraft Überwindungsversuche eigener Ängste stecken.

Wie beeinflussen Phantasien die Entwicklung des Kindes?

Alle Kinder verspüren die Notwendigkeit neuer Eindrücke, aber sie kommen nicht immer mit dem Umfang der Information zurecht. Wenn es zu viele Eindrücke gibt – transformieren sie sich entsprechend dem Weltbild des Kindes: Wenn das Kind etwas nicht verstehen kann, verspürt es Unruhe und sogar Angst, es denkt selbstständig über das Gesehene und Gehörte nach und wird negative Emotionen mit Hilfe der Phantasie los. Die Phantasie anwendend, macht das Kind die Welt verständlicher und angenehmer.

Können kindliche Erfindungen schädlich sein?

Erfundene Geschichten können manchmal einen negativen Charakter haben – in ihnen können Angst, Aggressionen, Konkurrenz oder Missgunst erscheinen. Solche Phantasien können erscheinen, wenn das Kind Beobachter oder Teilnehmer einer Szene war, die mit Gewalt verbunden war oder einfach Phrasen mit negativem Unterton gehört hat (zum Beispiel in Zeichentrickfilmen oder Filmen mit aggressiven Personen, mit Kämpfen). Aggressive Phantasien können aber bei einer geschickten Teilname der Eltern hilfreich sein: wenn sich im Sujet das Gute und das Böse entgegenstehen, kann das Kind sich selbst als eine positive Figur vorstellen. Vom psychologischen Standpunkt aus sind diese Phantasien – von aggressiver Form, aber im Grunde positiv – für das Kind nützlich, sie helfen ihm, sich an moralischen Werten zu orientieren.

Wie soll man auf solche erfundenen Geschichten reagieren?


Psychologen empfehlen ruhig auf fantastische Geschichten zu reagieren, ohne große Emotionen und ohne das Kind der Lüge zu bezichtigen: Erfindungen und Lügen – sind nicht dasselbe. Zu unglaubwürdige Details können delikat mit Hilfe von Fragen herausgestellt werden („Können denn Katzen wirklich fliegen?“ usw.). Dank diesem wird das Kind selbst lernen, Phantasie und Realität zu unterscheiden.