28
Feb
2017

Schwerhörigkeit bei Kindern

Gesundheit > Schwerhörigkeit bei Kindern

Schwerhörigkeit bei Kindern kommt häufiger vor als man denkt und kann große Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben. In Deutschland sind derzeit etwa zwei von 1000 Neugeborenen betroffen. Wird eine Hörschwäche erst spät entdeckt und behandelt, kann die Ausbildung des Hör- und Sprechvermögens nur unvollständig erfolgen. Das verzögert die individuelle und soziale Entwicklung des Kindes und kann sie dauerhaft einschränken.
Schon im Alter von vier bis sechs Wochen nimmt der Hörsinn Einfluss auf die lautsprachliche Entwicklung. Zu diesem Zeitpunkt beginnen die Säuglinge, ihre eigene Stimme bewusst wahrzunehmen und mit der Sprache zu spielen. Ist der Hörsinn beeinträchtigt, verlieren die Kinder schnell die Neugierde, neue Laute auszuprobieren. Im schlimmsten Fall verstummen sie daraufhin bereits in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres. Darüber hinaus nehmen schwerhörige Babys auch die Stimmen der Eltern nur eingeschränkt wahr. Diese Zuwendungen der Bezugspersonen sind jedoch für die Persönlichkeitsentwicklung und das Erlernen sozialen Verhaltens immens wichtig. 
Ursachen für kindliche Hörstörungen 
Die Ursachen für kindliche Hörstörungen sind vielfältig. Angeborene Hörschäden können genetisch bedingt sein oder als eine Folge vererbter Missbildungen, von Risikoschwangerschaften, Sauerstoffmangel bei der Geburt oder Infektionserkrankungen der Mutter auftreten. Sie können aber auch durch die Einnahme bestimmter Medikamente oder Alkohol- und Drogenmissbrauch während der Schwangerschaft verursacht werden. Bei rund der Hälfte der betroffenen Kinder entsteht die Schwerhörigkeit erst nach der Geburt. Sie kann durch bakterielle und virale Erkrankungen sowie durch das Gehör schädigende - so genannte ototoxische - Medikamente ausgelöst werden.
Untersuchung mit Hilfe von Hörscreenings
Ob Neugeborene eine angeborene Hörschwäche haben, wird mit Hilfe eines so genannten Hörsreenings festgestellt. Dabei messen Screening-Geräte, ob das Innenohr auf einen akustischen Reiz mit der Erzeugung eines neuen Tons "antwortet", der von einem empfindlichen Mikrofon registriert werden kann. Wird dieser Ton erzeugt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch das Ohr in Ordnung.
Ergeben sich anhand der ersten Untersuchung Auffälligkeiten, führt der Pädaudiologe, HNO- oder Kinderarzt nach vier Wochen einen zweiten objektiven Hörtest  beim Säugling durch. Bestätigt sich auch hier der Verdacht einer Schwerhörigkeit oder Taubheit, erfolgt eine letzte Prüfung. Bei diesem dritten ausführlichen Test werden auch Art und Grad der Schwerhörigkeit festgestellt.
Hörgeräteversorgung von Babys und Kleinkindern
Die Hörgeräteversorgung von Babys und Kleinkindern ist eines der anspruchsvollsten Gebiete der Audiologie. So gestaltet sich beispielsweise die Einstellung eines Hörsystems wesentlich schwieriger als bei Erwachsenen, weil Säuglinge und Kleinkinder nicht sagen können, ob sie das Testsignal gehört haben.Bei kleinen Kindern wird aus diesem Grund zusätzlich zu objektiven Testverfahren die Reflex- und Spielaudiometrie angewendet. Darüber hinaus müssen die Geräte kontinuierlich an die wachsenden Kinderohren angepasst werden. Babys und Kleinkinder werden in der Regel mit Hinter-dem-Ohr (HdO)-Geräten versorgt, wobei grundsätzlich beide Ohren berücksichtigt werden sollten. Da der Platz hinter der Ohrmuschel minimal ist, müssen die Hörgeräte besonders kompakt, gleichzeitig aber sehr robust sein. Dazu tragen zum Beispiel Wasser abweisende Beschichtungen, abgerundete Ecken und gesicherte Batterieklappen bei.
Laufende Anpassung
Das Klangempfinden des Kindes ändert sich stetig. So nimmt beispielsweise die Frequenz der Gehörgangsresonanz mit zunehmenden Wachstum des Gehörgangs ab. Kinderhörgeräte müssen auf diese Veränderungen möglichst  flexibel reagieren. Zudem sollten die Kinder in jeder Hörsituation, das heißt auch bei unterschiedlich lauten Störgeräuschen wie im Kindergarten, gut hören können. Ein optimaler Lautstärkeausgleich sorgt dabei dafür, dass leise Signale gut gehört werden, laute (Stör-) Signale aber nicht als unangenehm empfunden werden. Um die Sprachentwicklung nicht zu beeinträchtigen, sollte Sprache zum Beispiel auch bei lauten Störsignalen, wie  Autolärm gut verständlich bleiben. Darum werden Kinderhörgeräte von Siemens nicht nur mit einem großen Leistungsspektrum angeboten, sondern verfügen im Vergleich zu herkömmlichen Geräten auch über einen erweiterten Frequenzbereich. Darüber hinaus erleichtern Richtmikrofon-Systeme, automatische Situationserkennung und Rückkopplungsunterdrückung die tägliche Kommunikation mit Familie, Spielkameraden und Schulfreunden.
Zubehör für Kinderhörgeräte
Kinderhörgeräte verfügen über gesondertes Zubehör, Batteriefach-Sicherung oder spezielle Kindertragehaken, mit Hilfe derer die Hörgeräte besser an die kleinen Ohren angepasst werden können. Über einen Audioschuh lässt sich das Hörgerät an drahtlose Übertragungsanlagen, so genannte FM-Anlagen, anschließen. Mittels eines Funksenders kann die Stimme des Lehrers direkt in das Hörgerät übertragen werden. Um die Akzeptanz von Hörgeräten bei Kindern weiter zu erhöhen, sind die Gerate in verschiedenen Farben und lustigen Motiven zur Dekoration verfügbar.
Soziale Unterstützung der Kinder
Die frühzeitige Versorgung schwerhöriger Kinder mit Hörgeräten ist eine wertvolle Hilfe bei der individuellen Entwicklung in den ersten Lebensjahren. Ebenso wichtig für den erfolgreichen Start ist jedoch die Unterstützung durch Familie und Freunde. Gehen diese ganz normal mit der Hörminderung um, fällt es auch dem Kind leichter, die eigene Schwerhörigkeit zu akzeptieren und trotz Hörminderung selbstbewusst durch das Leben zu gehen. Die Eltern wiederum können sich Unterstützung und Rat bei zahlreichen Spezialisten und Fachverbänden holen.