08
Oct
2019

Fehlgebildete Babyhände: Weitere Fälle bekannt

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NRW will sich jetzt einen Überblick verschaffen. Studie gefordert

Essen. Im Fall der ungewöhnlichen Häufung von Handfehlbildungen bei Neugeborenen steigt die Zahl der betroffenen Kinder weiter. Nachdem die WAZ über drei Babys berichtet hatte, die zwischen Mitte Juni und Anfang September im Sankt Marien-Hospital in Gelsenkirchen Buer zur Welt gekommen waren, sind in NRW mittlerweile neun Fälle bekannt. Das NRW-Gesundheitsministerium kündigte an, sich einen genaueren Überblick verschaffen zu wollen.

Man werde alle Kliniken abfragen, ob ähnliche Fehlbildungen aufgefallen seien, sagte eine Sprecherin der Behörde. Man nehme die Berichte „sehr ernst“. Bislang sind Fälle aus Bochum, datteln, Dorsten, Gelsenkirchen und dem Kreis Euskirchen bekannt. Zudem wurden zwei Fälle aus dem thüringischen Mühlhausen gemeldet.

„Darüber hinaus nehmen wir Kontakt mit den Ärztekammern, dem Bund und den anderen Bundesländern auf, um möglichen Ursachen mit aller Sorgfalt nachzugehen.“ Ob ein Melderegister der richtige Weg sei, gelte es gemeinsam zu prüfen, sagte die Sprecherin des Landesministeriums weiter.

Das Gelsenkirchener Krankenhaus St. Marien hat eine vertiefte Ursachenforschung angekündigt, die allerdings nur mit Einwilligung der Eltern stattfinden könne. Laura May, die Mutter des betroffenen Babys aus Dorsten, begrüßt eine solche Initiative ausdrücklich. „Ich habe auch schon das Krankenhaus deshalb angerufen“, sagte sie der WAZ. Sie habe die fehlende rechte Hand ihres Sohnes Leon als „Schicksal“ angesehen, aber jetzt frage sie sich: „Ist das etwas Anderes?“

Das Bundesgesundheitsministerium von Jens Spahn (CDU) hatte erklärt, dass es so schnell wie möglich eine Klärung geben müsse, wenn es eine auffällige Häufung von Fehlbildungen bei Neugeborenen geben sollte. Ein Sprecher erklärte, „dass zu den konkreten Fällen noch keine Erkenntnisse vorliegen“.

Das Ministerium begrüße aber, dass das Krankenhaus in Gelsenkirchen Kontakt zur Berliner Charité aufgenommen habe. Dort hieß es, der Informationsstand erlaube „weder der Charité noch der Embryonaltoxikologie eine inhaltliche Stellungnahme.“ Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rief Minister Spahn dazu auf, „dringend eine Studie in Auftrag zu geben, die systematisch die Daten der Kliniken und die Häufigkeit der Fälle erfasst“.

Quelle Text: WAZ
Quelle Bild: Pixabay