18
Aug
2015

Wann kann man das Kind alleine lassen

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Das genaue Alter des Kindes, zu dem die Mutter getrost weggehen kann, können Wissenschaftler nur ungefähr benennen. Um festzustellen, wann das Kind alleine gelassen werden kann, sollten zwei Regeln beachtet werden.

Je weiniger Zeit das Kind im ersten Jahr ohne die Mutter verbringt, desto leichter lässt es sie gehen, wenn es größer ist.Bis zum achten Monat (idealerweise bis zu einem Jahr) sollte das Baby nicht länger als einige Stunden ohne die Mutter bleiben. Dabei ist es wichtig, dass das Baby in ihrer Abwesenheit in der gewohnten Umgebung mit einem gut bekannten Menschen bleibt.

Nach der Meinung des amerikanischen Psychoanalisten Erik Erikson bildet sich bei Kindern bis zu einem Jahr das so genannte „grundlegendes Vertrauen an die Welt“. Was bedeutet „grundlegend“? Dies bedeutet, dass dieses Vertrauen das Fundament für die Entwicklung des Sicherheitsgefühls beim Kind, des Vertrauens und der Sicherheit darin, dass ihm nichts zustößt, darstellt. Kinder, die von der Mutter genügend Aufmerksamkeit und Liebe im ersten Jahr bekommen haben, werden später schneller selbstständiger. Die Welt wird nicht mit Mutters Abwesenheit zerstört, die Besorgnis wächst nicht, sie sind sich sicher, dass ihre Mutter wiederkehrt.

Überprüfen Sie, welcher Bindungstyp ihr Kind ist. Wenn dies eine gesunde Bindung ist, können Sie ruhig weggehen. Sie brauchen nicht, besorgt zu sein. Wenn aber ihr Kind zum kränklichen Bindungstyp gehört, sollten Sie nichts überstürzen.

Den Begriff der Bindung hat John Bowlby, ein englischer Psychoanalytiker und Familientherapeut, geprägt. Bindung stellt die Beziehung zwischen der Mutter und dem Kind dar, die sich darauf gründet, dass die Mutter die Bedürfnisse des Kindes in Liebe und Sicherheit befriedigt. Wenn dies erreicht werden konnte, dann haben sie eine „gesunde Bindung“. Wenn aber das Kind aus irgendwelchem Grund das Benötigte nicht bekommt, dann formiert sich bei ihm die „kränkliche Bindung“.

Wie erkennt man, welchen Bindungstyp Ihr Kind darstellt?

Es reicht, für einige Stunden wegzugehen und aufmerksam zu beobachten, wie Ihr Kind auf das Weggehen reagiert hat. Alle Kinder weinen, wenn die Mutter weggeht. Jeder Kinderpsychologe wird Ihnen sagen, dass dieses Verhalten normal ist. Allerdings wird die Art, wie das Kind Sie beim Wiederkehren trifft, Ihnen helfen, den Bindungstyp zu bestimmen.


Gesunde Bindung. Das Kind freut sich immer über Mama, es kann bei der Trennung aufweinen und ist glücklich, wenn sie wiederkommt. Dabei lenkt sich das Kind schnell ab, wenn die Mutter weggeht.

Kränkliche Bindung. Wenn die Mutter nach Hause kommt, ignoriert das Kind ihre Wiederkehr oder es fängt an, sich zu rächen (beißt, kneift, schimpft).

Was sollten Sie tun, wenn es bei Ihnen der Fall ist?

  • Erschrecken Sie sich nicht, weil die gesunde Bindung sich mit der Zeit entwickelt und jetzt einfach die Zeit noch nicht gekommen ist, wenn das Kind Sie ruhig gehen lässt.
  • Schimpfen Sie nicht mit dem Kleinen und geben Sie ihm nicht das Gefühl, dass er etwas falsch gemacht hat.
  • Versuchen Sie zu ergründen, worin der Grund seines Verhaltens liegt und beobachten Sie folgende Momente: Ob Sie Ihr Kind nicht zu sehr bemuttern; ob Sie seine Interessen nicht vernachlässigen; ob Sie in der Erziehung konsequent sind (zum Beispiel, ob Sie immer auf dieselbe Weise auf bestimmtes Verhalten reagieren).

Hier ist die Liste der äußeren Bedingungen, die man beachten sollte:

Argumente PRO:

  • Sie haben einen zuverlässigen, vom Kind geliebten und Ihnen gut bekannten Erwachsenen, der bereit ist, mit dem Kind zu bleiben. Idealerweise ist es ein Verwandter, mit dem das Kind lebt oder bei dem es schon mehrmals geblieben ist, und diese Treffen beiden sehr viel Spaß gebracht haben;
  • Sie haben die Möglichkeit, das Kind in der Wohnung zu lassen, in der er wohnt (auf dem eigenen „Territorium“);
  • Das Kind kann schon sprechen und seine Gefühle ausdrücken, es kann mit Ihnen per Skype oder per Telefon sprechen;
  • Sie haben den Kleinen schon mehrmals für kurze Zeit allein gelassen und wenn Sie wiedergekommen sind, ist er freudig zu Ihnen gerannt, hat sich Ihnen um den Hals gehängt und erzählt, wie er die Zeit verbracht hat.
  • Sie sind müde und ausgelaugt und Sie fühlen, dass Sie gleich „ausrasten“, wenn Sie die Chance verpassen, jetzt von der Familie Abstand zu nehmen.

Argumente KONTRA:

  • ·       Sie stillen oder haben vor weniger als 2 Monaten abgestillt (Abwesenheit der Mutter und Abstillen, die in einen Zeitraum fallen, sind viel zu großer Stress für das Kind);
  • ·       Das Kind hat das Alter von 1,5 Jahren noch nicht erreich. Erst ab diesem Alter beweist er das Streben nach Selbstständigkeit und die Trennung erweist sich für ihn weniger schmerzhaft. Zu dieser Zeit kann man dem Kind schon erklären, dass die Eltern wiederkommen, dass sie ihn nicht für immer alleine lassen.
  • ·       Wenn Sie zum Kind nach einer längeren Abwesenheit wiederkommen, ignoriert es Sie oder er „rächt sich“ – beißt oder schlägt um sich.
  • ·       Sie sind so emotional an Ihn Kind gebunden, dass Sie sich keine einzige Stunde konzentrieren können, ohne sich Sorgen zu machen, ob man ihm die richtigen Windeln kauft. Wenn Sie schon Schuldgefühle haben, dass Sie Ihr Kleines im Stich lassen, noch bevor Sie aus dem Haus gehen.
  • ·       Das Kind kennt den Menschen schlecht, bei dem Sie ihn lassen. Idealerweise sollte ein Monat seit dem Zeitpunkt des Kennen lernen vergangen sein.
  • Das Verhalten des Kindes verändert sich währen Ihrer Abwesenheit. Es wird aggressiver und weinerlich oder es „verharrt“ und sitzt stundenlang in der Ecke, was nicht sofort auffällt. Wenn Ihre Abwesenheit mit der Zeit einer Alterskrise (zum Beispiel mit 3 Jahren) zusammenfällt, dann ist der Zeitpunkt, ihn alleine zu lassen, nicht ideal.